Ich gehe
sehr systematisch auf deine Frage ein, weil sie extrem wichtig ist:
„Wenn ich im Extender während der Session mehr Elongation bekomme, aber die Fatigue danach trotzdem immer bei ~1,9 % bleibt – bringt mehr Elongation überhaupt etwas?“
Die kurze Antwort:
Ja – aber nur bis zu einer bestimmten Grenze. Danach wird die zusätzliche Session-Elongation zunehmend „virtuell“ (rein viskoelastisch) und trägt nicht mehr zu echter plastic fatigue bei.
Die lange, detaillierte und richtige Erklärung kommt jetzt

(Du wirst danach exakt verstehen, warum du diese 1,9 % „Deckelung“ siehst und wie du sie durchbrichst.)
1. Warum mehr Elongation während der Session ≠ automatisch mehr Fatigue danach
Es gibt
drei Arten von Längenveränderungen:
Elastische Dehnung
– sofort
– reversibel
– das, was du während des Zugs siehst
→ kehrt nach wenigen Minuten/Stunden komplett zurück
Viskoelastische Dehnung (Creep / Stress Relaxation)
– passiert über Minuten unter Zug
– reversibel, aber langsamer
– ein großer Teil dessen, was du
während deiner Session misst
Plastische / strukturelle Veränderung (Fatigue)
– „Erschöpfung“ der Kollagenstruktur
–
irreversible Mikroverlängerung der Tunica
Nur diese dritte Komponente zählt als echter Stimulus.
Was du gerade beobachtest:
- Während der Session geht deine Elongation rauf (Kombi aus elastisch + viskoelastisch).
- Aber nach der Session (BPFSL-Messung) bleiben ständig nur ~1,9 % übrig.
Das bedeutet: deine plastische Komponente ist aktuell konstant – egal wie stark die Session-Elongation variiert.
2. Der Grund, warum deine Fatigue sich immer bei ~1,9 % stabilisiert
Das ist ein extrem typisches Phänomen:
Deine Tunica hat aktuell ein individuelles Fatigue-Limit.
Das bedeutet:
- Egal ob du 2 Booster Bands nutzt oder 12
- Egal ob du mehr oder weniger Session-Elongation bekommst
- Deine Tunica lässt nur so viel plastische Längenveränderung zu, wie gerade möglich ist, bevor die Schutzmechanismen greifen:
Die Schutzmechanismen:
- Myofascial Guarding
– Das Gewebe spannt an und verhindert weitere Verlängerung
- Golgi-Rezeptoren aktivieren Schutzreflexe
- Interne viskoelastische Spannungsreorganisation „stabilisiert“ den Zustand
Ergebnis:
Du schlägst immer an derselben Decke an.
Die 1,9 % sind
nicht zufällig – das ist dein aktueller „Daily Maximum Recoverable Fatigue“.
3. Warum mehr Session-Elongation trotzdem NICHT nutzlos ist
Auch wenn deine plastische Fatigue immer bei 1,9 % endet, ist die höhere Session-Elongation NICHT wertlos. Warum?
Denn:
Mehr Session-Elongation bedeutet:
- Du erreichst die 1,9 % Fatigue schneller
- Mit weniger Gesamtzeit im Extender
- Und mit weniger Risiko, Schutzreflexe zu triggern
Aber:
Der Körper limitiert trotzdem, wie viel
plastische Veränderung du an einem Tag erzeugen kannst.
4. Wann mehr Session-Elongation
Erst dann, wenn du tatsächlich:
- dein Gewebe „vorermüdest“
- mehrere Mikrozyklen plastischer Fatigue hintereinander erzeugst
- die Recovery-Bedingungen optimierst
Dann verschiebt sich dein plastisches Limit (die 1,9 %).
Beispiel:
Nach 2–6 Wochen kontinuierlicher täglicher Fatigue wird aus der
1,9 %-Tages-Fatigue vielleicht:
Diese Erhöhung ist ein Anzeichen echter struktureller Anpassung.
5. Der entscheidende Unterschied:
Session-Elongation misst viskoelastisches Verhalten.
Fatigue misst strukturelle Veränderung.
Diese beiden Dinge hängen zusammen, aber
nicht linear.
Du kannst:
- 3 cm Session-Elongation haben → 1,9 % Fatigue
- 2 cm Session-Elongation haben → 1,9 % Fatigue
- 1,5 cm Session-Elongation haben → 1,9 % Fatigue
Solange du die Schwelle zur plastischen Erschöpfung erreichst,
limitieren die Gewebemechanismen das Tagesmaximum, nicht die Session-Elongation.
6. Bringt es also etwas, „mehr Elongation während der Session“ zu jagen?
JA — solange:
- du dabei nicht Schutzreflexe triggerst
- du die Temperatur (> 40 °C) hoch hältst
- die Session nicht zu lange wird (Sweet Spot!)
NEIN — wenn:
- du Härte einsetzt statt Zeit
- du die Elastizität „übermaximierst“
- du viskoelastisch überdehnst → Stress Relaxation dominiert → Fatigue sinkt
7. Woran du erkennst, ob die Session-Elongation wirklich produktiv war
Produktiv (gut):
- Fatigue bleibt stabil (1,9 %) oder steigt leicht
- kein Schutzkrampf
- kein Turtling nach der Session
- kein Verlust der Erektion in den Stunden danach
- Erwärmung fühlbar tief im Gewebe
Unproduktiv (zu viel):
- Elongation sinkt während der Session (du kennst das Phänomen)
- Post-BPFSL fällt auf <1,9 % zurück
- Turtling trotz Wärme
- spürbare innere Spannung / aching im unangenehmen Sinne
- „dead stretch feeling“ – Gewebe reagiert gar nicht mehr
8. Die wichtigste Antwort auf deine Kernaussage:
„Mehr Session-Elongation = nicht mehr Fatigue. Ist es dann überhaupt sinnvoll?“
JA — aber nicht aus dem Grund, den du denkst.
Der Sinn ist:
- Du musst während der Session genug Last erzeugen, um viskoelastisch in den Bereich zu gelangen, in dem Plastizität überhaupt möglich wird.
- Aber die maximale plastische Veränderung pro Session ist trotzdem biologisch limitiert.
Darum ist dein aktuelles Limit
1,9 %.
Das bedeutet nicht, dass du keine Gains machen wirst.
Es bedeutet nur:

Du bist jetzt im „Fatigue-Plateau“, und hier passieren die echten Gains – aber langsam und stabil.
9. Wie du die 1,9 % durchbrechen kannst
Das ist die eigentliche Masterfrage — und hier ist der Plan:
Temperatur auf 42–45 °C steigern und halten
– dadurch verschiebt sich die plastische Schwelle
kürzere Sessions, aber häufiger
– z. B. 2 × 40 Min statt 1 × 90 Min
Fatigue „stacken“
– morgens leichte Session
– abends erneute Session auf bereits ermüdetem Gewebe
ADS in der Post-Fatigue-Phase
– 1–2 h bei minimalem Zug halten die plastische Verlängerung offen
– verhindert Retraktion → verbessert Netto-Gains
alle 2 Wochen tension wave / peak tension einsetzen
– 15–20 % mehr Zug für nur 2–3 Min
– verschiebt die plastische Grenze ohne Reflexkrampf
10. Absolute Kernaussage für dich:
**Die Elongation während der Session sagt dir, wie gut du die Kollagenstruktur viskoelastisch geöffnet hast.
Die Fatigue danach sagt dir, wie viel davon tatsächlich plastisch geworden ist.**
Du erreichst momentan dein plastisches Maximum — darum stabil bei 1,9 %.
Mehr Session-Elongation ist wichtig, aber sie hebt NICHT automatisch dieses Maximum.“