Nun ja, pharmakologisch betrachtet ist Dapoxetin ein SSRI mit schnellem Peak und kurzer Wirkdauer. Für die Therapie von Depressionen daher nur suboptimal, gegenwärtig jedoch zur Behandlung einer EP zugelassen (Anm. Die Kasse zahlt das nicht, da es ein "Lifestyle"-Medikament sei).
Man nimmt an, dass ein Serotoninmangel in den absteigenden Bahnen oder Serotoninrezeptormutation eine bedeutende Rolle bei einer (nicht (!) erworbenen) Ejaculatio praecox spielen. Serotonin per se wirkt hemmend auf den Ejakulationsprozess, die penile Sensibilität und auf die Erektion.
SSRI (und zwar auch jene, die zur Behandlung von Depressionen zugelassen sind, teilweise sogar deutlich effizienter im Sinne einer EP-Behandlung) erhöhen den Serotoninspiegel, indem sie einen Transporter hemmen, über den der Rücktransport von Serotonin im synaptischen Spalt vermittelt wird, sodass die Serotoninverweildauer, -konzentration und damit auch die Rezeptoraktivität steigt.
Am besten scheint wohl das Opioid Tramadol zu wirken (bis hin zum kompletten Ejakulationsblock bei therapeutischen Dosen), da es neben der opioiden Wirkung (das sich nur unwesentlich auf die EP-Beschwerden auswirkt) eine starke serotonerge Wirkung im Sinne einer Serotoninfreisetzung und gleichzeitigen Wiederaufnahmehemmung hat (ähnlich zum MDMA/Ecstasy im Sinne der Pharmakodynamik). Leider birgt die opioide Wirkung ein gewisses Suchtpotenzial, sodass es die wenigsten Ärzte auch gerne verschreiben. Es ist aber im off-label-Use möglich und wird vereinzelt angewandt. Die EQ kann aber darunter leiden und das Zeitfenster von Einnahme bis Verkehr ist höher (ca. 6 Stunden bei einer retardierten Arzneidarreichungsform) im Vergleich zu Dapoxetin.
An sich ist eine Bedarfsmedikation von Dapoxetin im ausreichenden Zeitfenster durchaus eine Option, auch wenn nicht wenige keine großen Sprünge verzeichnen können. Wer nicht immer an einer EP gelitten hat, wird eher weniger davon profitieren, da die Ursachen anderer Natur zu sein scheinen (tlw. psychisch, somatisch oder beides).